Der Wutbürger ist das deutsche Wort des Jahres 2010

Eine Überraschung brachte die diesjährige Wahl des Wortes des Jahres in Deutschland: Im Wettbewerb, der seit dem Jahr 1972 veranstaltet wird, landete auf dem ersten Platz der ‚Wutbürger‘, ein Wort, das von den Protesten in Deutschland geprägt wurde, an denen sich breite Bevölkerungsschichten beteiligten, und deren Gegenstand politische Entscheidungen ohne ihr Wissen oder ihre Zustimmung war.

Dazu gehörte ein Massenprotest gegen das Projekt des Generalumbaus des Hauptbahnhofs in der süddeutschen Metropole unter dem Namen ‚Stuttgart 21‘, eigentlich der heißeste Kandidat auf die Erteilung des Titels Wort des Jahres, der schließlich aber auf dem 2. Platz landete.

Wörter des Jahres 2010

1. WutbürgerProtest gegen Stuttgart 21
2. Stuttgart 21
3. Sarrazin-Gen
4. Cyberkrieg
5. Wikileaks
6. schottern
7. Aschewolke
8. Vuvuzela
9. Femitainment
10. Eurorettungsschirm

Der 3. Platz trägt den Namen eines Politikers, der dieses Jahr ein Buch mit umstrittenen Äußerungen zur Integration von Ausländern herausgegeben hat und damit eine große Debatte in Bewegung setzte. Seine These über eine angebliche genetische Disposition bestimmter Bevölkerungsgruppen wurde ironisch als das Sarrazen-Gen benannt.
Der 4. und 5. Platz gehört dem Cyberkrieg und Wikileaks, also dem Kampf zwischen der Freiheit und Kontrolle von Informationen.
6. Das Wort schottern hängt noch einmal mit den Protesten zusammen, diesmal gegen die Atommülltransporte. Es handelt sich um das kollektive Abgraben des Schotters unterhalb der Eisenbahngleise, damit Container mit dem Atommüll nicht passieren kann.
Die Ursache der Flugverkehrsstörung im Frühling, die Flugasche von einem isländischen Vulkan, verdiente den 7. Platz unter den Wörtern des Jahres. Eine andere Emission, diesmal bezogen auf Lärm, produzierte auf der diesjährigen Fußballweltmeisterschaft die Vuvuzela, die den 8. Platz belegte. Die Debatte zwischen der ungekrönten Königin des deutschen Feminismus und der Familienministerin wurde als ‚Femitainment‘ bezeichnet, also eine Verschmelzung der Wörter Feminismus und Entertainment.
Der Eurorettungsschild knüpft an die Maßnahmen zur Stabilisierung der gemeinsamen europäischen Währung im Besonderen nach den wirtschaftlichen Problemen Griechenlands an.