Einheitliche Sprache oder Mehrsprachigkeit?

Zwei Ökonomen Victor Ginsburgh und Shlomo Weber beschäftigten sich mit den ökonomischen Auswirkungen der EU-Mehrsprachigkeit. Ihre Ergebnisse fassten sie im Buch „How Many Languages Do We Need?“ zusammen.

Europäische UnionZurzeit hat die EU mit 27 Mitgliedstaaten insgesamt 23 Amtssprachen. Häufiger Vorschlag, nur in Englisch zu kommunizieren, stößt auf das Problem, dass nur ein Drittel der EU-Bürger passable Englischkenntnisse hat. Zwei Drittel sind also schlechter dran, so dass sie benachteiligt wären – und Sprachbarrieren stellen ein Hindernis für den Zugang zu politischen, juristischen und wirtschaftlichen Prozessen dar. Mit anderen Worten ist die Sprache der Schlüssel dafür, ob sich die Bürger an diesen Prozessen beteiligen können.

Die Autoren beschäftigten sich mit der Kernfrage, was günstiger ist: eine einheitliche Sprache oder Vielsprachigkeit?

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Einerseits zeigten sie am Beispiel Frankreichs, dass die Einführung der einheitlichen französischen Sprache zu Lasten von zahlreichen Dialekten einen Beitrag zum wirtschaftlichen Wachstum und zur Wohlfahrt geleistet hatte, andererseits wiesen sie auch auf Untersuchungen hin, in denen die Vorteile der Mehrsprachigkeit nachgewiesen wurden: Unternehmen, die mehrsprachige Mitarbeiter beschäftigen, erreichen zum Beispiel höhere Gewinne.

Die Autoren bewerteten für die Kosten-Nutzen-Beurteilung nach eigener Methodik die Optionen der erweiterten oder reduzierten sprachlichen Vielfalt. Sie berücksichtigten Faktoren wie Sprachkenntnisse in der Population, EU-Abstimmungsregeln und Sprachverwandtschaft. Nach dem Fazit der Autoren könnte die europäische Verwaltung mit nur 6 Sprachen auskommen: Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Polnisch und Spanisch.

Die Autoren gaben aber in einem Atemzug zu, dass die ökonomische Effizienz nicht alles sei. Je mehr kleinere Sprachen die Förderung verlören, desto mehr gehe etwas vom kulturellen Erbe verloren.

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