Dolmetschen im Schweizer Parlament

Ihre Eindrücke über den Beruf von Dolmetscherinnen im Schweizer Parlament schildert Berbel Siegenthaler im Jugendmagazin Youthguide anlässlich der Jugendsession 2004 (Tag der offenen Tür im Bundeshaus für Jugendliche).

Bundeshaus in Bern – das Schweizer Parlament
Bundeshaus in Bern – das Schweizer Parlament

Die Plenarsitzungen werden in Bern üblicherweise in drei Kabinen (für die Sprachen Deutsch, Französisch, Italienisch) gedolmetscht:

„Wenn man Yve zusieht, könnte man meinen, sie selber halte die Rede, ihr Gesichtsausdruck und ihre Gestik vermitteln diesen Eindruck (…).

Die beiden Dolmetscherinnen sind sehr gelassen; es sieht aus, als nähmen sie das Ganze auf die leichte Schulter, dem ist aber nicht so: Der Dolmetscherberuf wird häufig mit dem eines Militärpiloten verglichen – kurze Einsätze, volle Konzentration. Marianne dolmetscht, schaltet das Mikrofon kurz aus und gibt einen Kommentar zu Yve ab, dann schaltet sie das Mikrofon wieder ein und spricht weiter, als ob kein Unterbruch gewesen wäre. Improvisationstalent braucht es jedoch auch. Der Text von Deiss zum Beispiel lag den Dolmetscherinnen vor, aber da er frei spricht, können sie sich nicht immer darauf verlassen. Durch das freie Sprechen entsteht ein natürlicher Rhythmus, der das Dolmetschen angenehm macht (…).

Der Privatmarkt ist zurückgegangen: Früher gab es für einen Dolmetscher ungefähr acht Konferenzen pro Monat, jetzt vielleicht noch vier. Die meisten Organisatoren versuchen sich aus Spargründen mit den Arbeitssprachen Englisch und Französisch durchzuschlagen oder sie geben sich mit schlecht ausgebildeten Dolmetschern zufrieden, deren Qualität nicht an einen Hochschulabsolvent-Dolmetscher herankommt.“