Stille-Post-Effekt beim Dolmetschen im EU-Parlament

Ein Dolmetscher ist auch nur ein Mensch. Verschiedene Hörfehler, Mehrdeutigkeit von Wortbedeutungen, Unverständlichkeit des Sprechers und dergleichen führen auch beim professionellen Dolmetschen zu verschiedenen ungewollten Missverständnissen. Markante humorvolle Beispiele aus Straßburg nennt die Website Sprachenknäuel, die sich mit der Sprachenfrage im Europäischen Parlament auseinandersetzt:

Europäisches Parlament
Das Europäische Parlament in Straßburg: Hier geht die (Stille) Post ab!
– Eine flämische Abgeordnete sprach im Umweltausschuss von einer ecologische belasting, was ins Deutsche automatisch als Umweltbelastung gedolmetscht wurde. Darauf entbrannte unter den Parlamentsmitgliedern eine große Debatte aus, solange das Missverständnis nicht geklärt wurde: Das Wort belasting hatte die Abgeordnete im Sinne Steuer benutzt.

– Ein deutscher Abgeordneter äußerte sich zur Frage der LKW-Transporte TIR (Abkürzung für Transport International Routier), in der Dolmetscherkabine wurden daraus Tier-Transporte.

– Ein britischer Abgeordneter verglich das schnelle Redetempo bei einer hitzigen Debatte mit dem Rafting auf wilden Flüssen. Er gebrauchte dabei den Ausdruck shooting rapids (Stromschnellen), die deutsche Dolmetscherin verstand jedoch shooting rabbits (Kaninchenschießen), worauf ein deutscher Parlamentarier dem völlig verblüfften Redner „Waidmannsheil!“ zurief.

– Bei der Lösung einer anderen Frage sollte das Parlament über den Einsatz des Weisenrates entscheiden. Aus drei Weisen (französisch trois sages) wurden drei Affen (trois singes).