Folgt das Englische dem Schicksal des Lateinischen?

Das Englische setzte sich in vielen Bereichen längst als unbestrittene Sprache Nummer eins durch – ob auf den Geldmärkten, im Flugverkehr oder in der Diplomatie, wo es das Französische verdrängte. Es ist in vielen Berufen und Studienrichtungen unverzichtbar. Auch die Popkultur ist voll im Bann des Englischen.

Länder mit Englisch als Amtssprache

Der Schein täuscht: Eine Karte der Länder, wo man sich auf Englisch zumindest verständigen kann, entspräche der Weltkarte
Da nur ein Bruchstück von Moslems Arabisch spricht, ist das Englische auch z. B. die Sprache des Dschihads: wenn sich ein saudischer Extremist und ein pakistanischer Extremist, dessen Muttersprache Urdu ist, miteinander unterhalten, dann meistens auf Englisch.

Es wird geschätzt, dass sich ein ganzes Fünftel der Menschheit auf Englisch zumindest verständigen kann. Obwohl mehr Menschen Chinesisch, Spanisch oder Hindu als Muttersprache sprechen, ist ein ungesehenes Phänomen, dass zu den Englischsprechenden dreimal so viele Fremdsprachler als Muttersprachler zählen.

Die große Verbreitung führt jedoch zur Fragmentierung der englischen Sprache. Wir begegnen so vielen Varianten des Englischen, die mit anderen Sprachen vermischt sind, wie Spanglish (mit dem Spanischen), Singlish (Singapur-Englisch), Taglish (philippinische Englisch-Variante, beeinflusst vom Tagalog und Spanischen). Bei einer so großen Menge an fremdsprachigen Sprechern ertönen Rufe nach der Vereinfachung des Englischen. Ehemaliger Vizepräsident von IBM Jean-Paul Nerrière, gebürtiger Franzose, schlägt eigene Variante Globish mit 15.000 Wörtern vor. Seine Argumentation: Wir sind die Mehrheit. Unsere Art zu sprechen sollte die offizielle Art sein, Englisch zu sprechen.

Könnten die Fragmentierung und andere Einflüsse einmal zur Bedrohung der englischen Sprache führen? Heute scheint ihre Stellung völlig unerschütterlich. Aber war es nicht so auch im 15. Jahrhundert im Falle des Lateinischen?