Maschinenübersetzung erlebt eine Renaissance

Ein alter Traum von einer Technik, die Übersetzung von einer Sprache in die andere völlig ohne menschliches Zutun ermöglichte, stößt immer wieder auf zahlreiche Hindernisse. Die Computer sind schnellere, aber schlichtweg schlechtere Übersetzer als die Menschen.

Mit Hilfe einer neuen Methode versuchen nun die Forscher, ihrem Ziel näher zu kommen. Bisher ist man so vorgegangen, dass dem Computer die grammatischen Regeln sowohl der Ausgangs- als auch der Zielsprache beigebracht werden mussten, um den Text in die andere Sprache zu übertragen. Die heute eingesetzte Methode geht von bereits fertigen Übersetzungen aus, die ein menschlicher Übersetzer angefertigt hat. Diese werden vom Computer mit den ursprünglichen Dokumenten verglichen. Das Programm speichert die beiden Texte in seine Datenbank ab, wertet sie inhaltlich und statistisch aus und „lernt“ danach. Das Prinzip kann wie folgt zusammengefasst werden: Je öfter man eine bestimmte Satzkonstruktion auf eine bestimmte Art und Weise übersetzt hat, desto wahrscheinlicher wird sie vom Computer bei der generierten Übersetzung verwendet.

Aktuelle Forschungsprojekte im Bereich Maschinenübersetzung:

1. Google
Google startete das Projekt zur Verbesserung seiner Webseitenübersetzungen. Ausgehend von den Millionen von Internetseiten im Google-Fundus werden mehrsprachig publizierte Texte, vorzugsweise Dokumente der Europäischen Union und der Vereinten Nationen ausgewertet. Auf diese Art und Weise wurden mittlerweile Millionen von Worten und Satzkonstruktionen insbesondere im Arabischen, Chinesischen und Russischen verarbeitet. Für hoffnungsvoll werden besonders die Ergebnisse bei den Übersetzungen aus dem Arabischen ins Englische gehalten.

2. Agile
Ein Projekt des US-Verteidigungsministeriums zur Beschleunigung und Vereinfachung der Kommunikation in internationalen Beziehungen mit besonderem Augenmerk auf den chinesischen und arabischen Sprachraum. Am Projekt beteiligen sich internationale Forschungsteams von mehreren Universitäten und ihre Ergebnisse bei den Übersetzungen von chinesischen und arabischen Texten werden als fortgeschritten bewertet.

3. Euromatrix
Ein von der Europäischen Union finanziertes Projekt für die Weiterentwicklung der Maschinenübersetzung aller EU-Sprachen. Am Projekt beteiligen sich 3 Universitäten und einige Privatsubjekte. Durch eine Kombination der bestehenden Maschinenübersetzungssysteme soll ein neues, besseres Programm geschaffen werden. Die durchlaufend ausgewerteten Ergebnisse weisen immer noch auf eine große Abhängigkeit von der englischen Sprache und von der thematischen Ausrichtung des benutzten Textkorpus hin – technische und politische Texte sind somit für diese Maschinenübersetzung geeigneter als zum Beispiel Sportnachrichten oder Rezepte. Das Ziel ist die Erreichung einer völlig korrekten Übersetzung bei 60 % der übersetzten Texte, was aus der heutigen Sicht ohne menschlichen Eingriff unmöglich ist und offenbar noch lange ein unerfüllter Traum bleibt.

Die Maschinenübersetzung schlägt sich vom Anfang an mit vielen Problemen herum. Ihr Einsatz ist bislang nur bei eng begrenzten Textsorten sinnvoll. Besonders die Homonymie macht eine menschliche Kontrolle erforderlich: Hat das Programm den inhaltlichen Textzusammenhang erkannt und bei der Übersetzung die richtige Variante benutzt? Aber auch die Frage nach der rechtlichen Verantwortung für eine Übersetzung, die kein menschliches, sondern maschinelles Produkt ist, weist ihre Einsatzmöglichkeiten beträchtlich in die Schranken.

Trotz ambiziöser Ziele steht dem vollwertigen Ersatz des menschlichen Übersetzers durch die Computertechnik noch ein weiter, nach vielen Stimmen unendlicher Weg bevor.