Sprachgrenze in Belgien

Die östliche Grenze der römischen Besiedlung auf dem heutigen Gebiet Belgiens wurde für Jahrhunderte zur Grenze zwischen den germanischen und romanischen Sprachen. Diese Grenze wurde nach zahlreichen sprachlichen Streitigkeiten in den Jahren 1961–1963 amtlich definiert und trennt heute praktisch in unveränderter Form die niederländisch-, französisch- und deutschsprachigen Regionen Belgiens voneinander und legt das zweisprachige Gebiet (Hauptstadt Brüssel) fest.

Wegweiser in Voeren nahe der Sprachgrenze
Wegweiser in der flämischen Exklave Voeren an der Sprachgrenze – die niederländischen Namen sind beschmiert
Bei der Grenzziehung war das Ziel, dass alle belgischen Provinzen wenn möglich einsprachig sind. Manche Gemeinden wurden also trotz ihrer historischen Zugehörigkeit zu einer gleichsprachigen Provinz zugeordnet (z. B. Comines/Komen mit mehrheitlicher frankofonen Bevölkerung überging zum wallonischen Hennegau (Hainaut), Voeren/Fourons mit der flämischen Mehrheit zum flämischen Limburg). Einzig die Provinz Lüttich (Liège) umfasst sowohl die französisch-, als auch deutschsprachigen Gebiete. Auch die Provinz Brabant war noch bis zum Jahr 1995 zweisprachig, danach wurde sie sich auf Flämisch- und Wallonisch-Brabant aufgeteilt.

Mit Ausnahme des zweisprachigen Brüssels sind alle Gemeinden in Belgien offiziell einsprachig, einige in der Nähe der Sprachgrenze verfügen über Spracherleichterungen (sog. Fazilitätengemeinden), d. h., dass die Verwaltung unter bestimmten Umständen auch die Minderheitensprache benutzen muss. Es gibt 30 davon im ganzen Land. In 6 dieser Gemeinden rund um Brüssel sind mittlerweile so viele französisch sprechende Personen zugezogen, dass sie eine Mehrheit bilden und die wallonische Seite daher eine Änderung ihres Status fordert, doch die Flamen fürchten die Folgen eines solchen Präzedenzfalles.

Infolge der Probleme zwischen den beiden Konfliktparteien auf beiden Seiten der Sprachgrenze wurden die Katholische Universität in Löwen (Leuven/Louvaine) sowie die Freie Universität in Brüssel auf niederländisch- und französischsprachige aufgeteilt, politische Parteien auf frankofone und flämische, es fielen mehrere Regierungen und nicht selten kam es zu gewalttätigen Übergriffen. Trotz einer gewissen Entspannung bleiben einige Probleme ungelöst und werden auch in Zukunft das Verhältnis zwischen den Flamen und Wallonen belasten.