Über den slowakischen Buchhandel

Der slowakische Schriftsteller Pavol Rankov, Autor des Buchs „Es geschah am ersten September“ erzählte auf der Diskussion nach der gestrigen Autorenlesung in Ostrava von dem slowakischen Buchmarkt, den slowakischen Buchübersetzungen und dem Einfluss des tschechischen Nachbarn. Wir bringen eine Zusammenfassung:

Pavol Rankov: Es geschah am ersten SeptemberDer slowakische Buchmarkt ist klein, man muss nämlich die Angehörigen der ungarischen Minderheit abziehen, die keine Bücher in slowakischer Sprache lesen. Deshalb erscheinen auch relativ wenige Bücher slowakischer Autoren und noch weniger Übersetzungen aus Fremdsprachen ins Slowakische.

Die Slowaken haben gelernt, Literatur in Tschechisch zu lesen, weil viele Bücher aus wirtschaftlichen Gründen in slowakischer Sprache einfach nicht erscheinen. Man kann von einer Zweisprachigkeit der slowakischen Leser sprechen, weil sie Bücher in den beiden Sprachen lesen können, im Unterschied zu den Tschechen, die in Slowakisch nicht lesen und die zweite Sprache aus den Zeiten der gemeinsamen Föderation vor 1993 langsam vergessen. Auch deswegen ist Rankovs Roman in tschechischer Übersetzung erschienen, was der Autor nachdrücklich begrüßte.


Auf dem slowakischen Markt gedeihen ökonomisch nur bestimmte Genres, z. B. Frauen- und Liebesromane oder Science-Fiction. Der Literat nannte eine Kuriosität – slowakische Science-Fiction-Autoren, die ihre Werke direkt in Tschechisch schreiben, damit sie von den Lesern in beiden Ländern gelesen werden.

Aktivitäten tschechische Verlage, was hauptsächlich die Herausgabe von Übersetzungen aus Fremdsprachen betrifft, haben auf den slowakischen Buchmarkt einen destruktiven Einfluss: Es lohnt sich nicht, eine Übersetzung, die in tschechischer Sprache erscheint, noch selbstständig auf Slowakisch herauszugeben. Der Schriftsteller erzählte vom Fall eines slowakischen Übersetzers, der eine Übersetzung abgeschlossen und seinem slowakischen Verlag abgegeben hat, da das Buch aber zwischenzeitlich in Tschechisch erschienen ist, war der slowakische Verlag gezwungen, die geplante Ausgabe zu stoppen.